Montag, 30. September 2013

Verschleierte Preispolitik

Da läuft etwas grundsätzlich falsch mit den Eintrittspreisen des Metropolitan Museum of Art in New York! Was die Wenigsten wissen, der Eintritt ist frei und zwar per Gesetz. Nur kommuniziert wird dies vom Museum nicht. Der empfohlene Eintrittspreis liegt bei $25. Das es eine Empfehlung ist, steht nirgendwo angeschrieben. Aus diesem Grunde muss sich das Museum aktuell gegen zwei Klagen verteidigen.

Einen neuen Höhepunkt erreichte die Diskussion um die Eintrittspreise, als das Museum letzte Woche auf der Deal Site Groupon Rabatt auf den Eintrittspreis anbot. Rabatt auf einen Eintritt der eigentlich frei ist? $18 statt $25 sollte die Eintrittskarte kosten. Es wurden über 1000 Karten verkauft.

Verstehen Sie ich mich nicht falsch, ich liebe Deal Sites wie Groupon und LivingSocial (die beiden größten Anbieter in den USA). Für das Cincinnati Symphony Orchester und die Cincinnati Pops habe ich tausende Karten über diese Internetseiten verkauft.

Der Vorteil bei vielen Kulturprodukten ist, der Produktpreis ist unabhängig von der Anzahl der Besucherzahlen. Ein Konzert auf die Bühne zu bringen, kostet nicht mehr, wenn mehr Leute kommen. Gleiches gilt für Ausstellungen, Ballett-, Theater- oder Opernabende.

Für die Deal Sites habe ich strategisch Konzerte jeweils zu Beginn und zur Mitte der Saison ausgesucht, die nicht ausverkauft sein würden und die ein neues Publikum ansprechen. Tatsächlich kamen regelmäßig 80% Neukunden durch diese Maßnahme ins Konzert. Der Rest waren nachgewiesenermaßen unregelmäßige Besucher, die sich durch den günstigen Preis motivieren ließen. Der wahre Wert liegt in den Kundendaten, die die Deal Sites zur Verfügung stellen, denn der Kunde soll, nachdem die Daten in die eigene Datei eingespeist werden und die Kundenbindungsmaßnahmen anlaufen,  natürlich wiederkommen.

Im Regelfall behält die Deal Site übrigens 50% des Umsatzes. (Feilschen empfohlen!) Da fiel im Falle des Metropolitan Museum of Art eine hübsche Summe für Groupon ab. Es wäre sicher geschickter, die Besucher des Metropolitan Museum of Arts um eine freiwillige Eintrittsspende zu bitten. Wichtig dabei ist, dem Besucher immer eine Preisorientierung zu geben, z.B. $25. Ansonsten landen zu viele Cent Stücke in der Eintrittskasse.

Montag, 9. September 2013

Jeder Besucher zählt doppelt

Für amerikanische Opern gibt es keine Subventionen. Jeder Dollar, auch wenn er vom Staat kommt,  muss eingeworben werden. Den größten Teil des Kulturbudgets machen in der Regel Privatspenden aus. Deshalb zählt jeder Besucher doppelt, als Kartenkäufer und potentieller Spender. Und für Opernhäuser sowie auch alle anderen Kulturinstitutionen es ist wichtig, eine größtmögliche Zahl von Besuchern anzuziehen.
Wenn amerikanische Kulturmanager nach Europa schauen, dann auf die vielen künstlerisch-innovativen Produktionen, die sich Dank der staatlichen Subventionen auch für ein kleines Publikum auf die Bühne bringen lassen. Unser Kulturmanagement steht dabei weniger im Mittelpunkt der Betrachtungen.

Vor diesem Hintergrund erstaunt Peter Gelbs, General Manager der  Metropolitan Opera, offene Kritik an der Hochkultur weniger. Er wies darauf hin, dass die Oper kein spartanisches Erlebnis sein dürfte und man insbesondere neuen Zuschauern eine dekonstruierte Geschichte, die von der Originalfassung abweicht, nicht zumuten könne. Als Beispiel fügte er die „Planet-der-Affen“-artige Rigoletto-Inszenierung eines deutschen Hauses sowie die Düsseldorfer Tannhäuser-Produktion, in einer Gaskammer in Szene gesetzt, an.

Dass es sich amerikanische Opernhäuser nicht leisten können, auf Besucher zu verzichten, zeigt sich aktuell am Beispiel der New York City Opera. Nach einer großen finanziellen Krise, musste eine Saison abgesagt werden. Es gab in dieser Zeit keine Besucher und dramatisch weniger Spender. Dann ging es zwei Jahre gut. Jetzt fehlen wieder Millionen, die durch Fundraising eingeworben müssen. Und das ist ein Teufelskreis: Wenn das Geld fehlt, müssen Produktionen abgesagt werden. Es kommen weniger Besucher, weniger potentielle Spender sind im Spenderpool und es kommt noch weniger Geld.
Deutsche Opernhäuser ringen um Subventionen. Vielerorts wird versucht zusätzliche Gelder durch Sponsoring und auch Fundraising einzuwerben. Künstlerische Qualität wollen wir auf keinen Fall einbußen. In den USA gibt es eine andere Realität. Es zählt die Masse. Oder, wie Peter Gelb sagt: „Oper existiert nicht im Vakuum. Während das Experimentieren wichtig ist, müssen wir die breite Unterstützung der Öffentlichkeit haben... Es ist möglich, dass ein Werk Erfolg auf mehreren Ebenen hat und sowohl dem Kenner als auch dem Neuling zusagt  - wenn das Storytelling gut ist.“