Sonntag, 29. März 2020

Digitale Kultur für die COVID-19 Krise und die Zeit danach

Die Vielzahl der Kulturprogramme, die sich seit Ausbruch von COVID-19 auch in den USA unentgeltlich online abrufen lassen, ist überwältigend. Dazu kommen die unzähligen Home Videos, die Künstler über ihre Social Media Kanäle zeigen. Wer nach Home Office, Homeschooling und Kinderbetreuung noch Kraft hat, kann digital tolle Kultur erleben. Was aber wird davon übrigbleiben? Wird sich der Kulturkonsum nachhaltig verändern? Wie können Kulturinstitutionen auch in der Krise Relevanz beweisen? Und welche digitalen Kulturprogramme sind jetzt sinnvoll? Diese Fragen beschäftigen amerikanische Kulturmanager neben den ganz existenziellen Herausforderungen in diesen Tagen.

Viele digitale Programme gehen z. Zt. über die Kernkompetenzen von Kulturinstitutionen nicht hinaus. Es wird digital gezeigt, was sonst „live“ stattgefunden hätte. Aber es lohnt sich wie immer ein Blick über den Tellerrand, vielleicht ein Perspektivenwechsel aus Sicht des Publikums.

Den größten Nutzerzuwachs verzeichneten im März 2020 Internetseiten (Quelle: Cloudfare), die sich mit Unterrichten (+400%), Politik (+320%), Fernsehprogrammen (+210%), Gärtnern (+200%), Kindererziehung (+160%) und Christentum (+140%) beschäftigen. Zu den Top Themen gehören Bücher (+110%) sowie Nachtisch und Backen (80%). Dies sind die Themen, die die Menschen jetzt beschäftigen. Und im Bereich Unterricht und kulturelle Kindererziehung haben Kulturinstitutionen und Kulturschaffende große Kompetenzen. Es gibt großartige Literaturvertanzungen und die schönste christliche Musik. Wie man selbst das Thema Backen mit der Kunst verknüpfen kann, zeigt auf hervorragende Weise die Internetseite The Art Assignment. An diese Themen sollten Kulturinstitutionen und Kulturschaffende jetzt anknüpfen. Was neben der allgemeinen Überforderung und dem de-zentralisierten Arbeiten jetzt kaum möglich ist, ist die Entwicklung neuer Formate. Schnell wird vergessen, dass Kulturinstitutionen sich im Zeitalter der Digitalisierung, zumindest aber seit der Rezession 2008, kontinuierlich diesem Thema gewidmet haben und viele individuelle Angebote erstellt haben. Für kaum eine Institution hat sich daraus ein nachhaltiges oder gar wirtschaftliches Programm entwickelt. Vielleicht heißt es in dieser Zeit klein denken: Arbeitsmappen, Malvorlagen, Projektboxen oder Bastelpakete per Download anbieten. Wer in der Krise eine Relevanz im Alltag der Menschen halten kann, wird auch danach essentiell bleiben, wenn es wieder Besuche und irgendwann auch wieder Spenden geben kann.