Montag, 31. August 2015

Ein Business Incubator im New Museum

Business Incubators, Business Accelerators – die Start-up Szene ist in den USA auch ausserhalb des Silicon Valleys gross. In jeder amerikanischen Grossstadt gibt es Firmen und Programme, die Start-up Unternehmen auf die Füsse (Incubators) und zum Laufen (Accelerators) bringen. Dazu wird ausgewählten Start-up Unternehmen von Logistik zu Schulungen und Dienstleistungen alles zur Verfügung gestellt. Sogenannte Angel Investors finanzieren die jungen Unternehmen durch Seed Funding (zu deutsch „Risiko-Investment“)  anteilig. Dies geschieht  mit der Hoffnung, das nächste Facebook oder What´s App gefunden haben und dann anteilig am finanziellen Gewinn beteiligt zu werden.

Im September 2014 hat das Neue Museum in New York den ersten museumsgeführten Business Incubator "New Inc" ins Leben gerufen. Hier stehen ausgewählten Kreativen aus den Bereichen Kunst, Design und Technologie Arbeitsplätze und Fortbildungsmöglichkeiten zur Vefügung. Neben dem Museumspersonal stehen den Teilnehmern kreative Fortschrittsdenker wie z.B. Aaron Koblin (Google Creative Lab),  John Maeda (ehemals Präsident Rhode Island School of Design), Michael Phillips Moskowitz (Global Chief Curator, eBay Inc) und Neri Oxman (MIT Media Lab) als Mentoren zur Seite. Das Programm setzt zusätzlich auf Synergien, die zwischen den Teilnehmern und ihren Geschäftsideen entstehen.

Anders als bei herkömmlichen Inkubatoren steht das Museum den Teilnehmern bei der Suche nach Seed Funding nicht zur Verfügung. Tatsächlich zahlen die Teilnehmer eine Gebühr von monatlich $600 (wirklich günstig im Vergleich zu den normalen New Yorker Büromieten). New Inc ist eine Non-Profit-Unternehmung des New Museums und vollständig der Mission des Museums untergeordnet. Ich bin gespannt, welche der künstlerischen Geschäftsideen aus dem Spannungsfeld, Kunst, Design und Technologie nach Ablauf der ersten Runde den Markt erobern!

Donnerstag, 6. August 2015

Die Kunst des Storytelling

Das Trendwort "Storytelling" bedeutet mehr als das klassische Geschichten erzählen. Konsumgüterunternehmen setzen geschickt die Kunst des Storytelling ein, um Verbrauchern Geschichten und Emotionen zu einem Produkt zu vermitteln. Auf dem umkämpften Werbemarkt reicht es nicht mehr aus, ein Produkt als gut und funktional zu vermarkten. Eine lebendig erzählte Geschichte gewinnt die Aufmerksamkeit und Konzentration der Konsumenten leichter als eine nüchterne Ansprache. Die Zuhörer versuchen, den Handlungsablauf, vielleicht eine Metapher zu erfassen und die darin enthaltene Weisheit zu verstehen.

Kulturgüter, ob einzelne Kunstwerke oder ganze Ausstellungen, Musikstücke und Performances, sind nolens volens Stücke, die komplexe Botschaften mit sich tragen. Kulturmanager haben somit einen Vorsprung, wenn es darum geht, Kulturgüter durch Storytelling zu vemitteln. Auch die Arbeit von Kulturbetrieben an sich wird von der Mehrheit der Bevölkerung als wichtig und positiv für die Gesellschaft eingeschätzt. In amerikanischen Kulturbetrieben lässt sich beobachten, dass das Storytelling insbesondere im Bereich Fundraising Anwendung findet. Sogenannte „restorative narratives“, Geschichten, die einen Wiedergutmachungs- oder Verbesserungsprozess beschreiben, werden in den Fokus gerückt. Diese Geschichten sind weniger problem- als vielmehr lösungsorieniert. Psychologische Forschung unterstützt, dass sich Menschen durch diese Art Geschichten großzügiger, mutiger und mitfühlender verhalten.
 
Nur leider brauchen die Geschichten, die es im Kulturbetrieb zum Beispiel über die Vermittlungsarbeit gibt, eine lange Zeit um erzählt zu werden. Erfolge über Nacht sind selten zu verzeichnen. Lassen Sie diese Geschichten sich entfalten. Es ist auch eine Chance, das Publikum tiefer in die Geschichte eindringen zu lassen und an die Organisation zu binden.