Dienstag, 2. Oktober 2018

Transparenz im amerikanischen Kulturbetrieb

Finanzielle Transparenz ist  im amerikanischen Kulturbetrieb von großer Wichtigkeit, möchten die Spender, die den Großteil des Kulturbudgets finanzieren, doch genau wissen, wie mit ihrem Geld umgegangen wird. Not-for-Profit, das ist ein Steuerstatus, kein ethisches Gütesiegel Es gibt sehr wenige öffentliche Kulturinstitutionen in den USA, die Mehrheit ist privat. Wer also wacht darüber? Das Vereins- bzw. Stiftungswesen ist mit dem deutschen im wesentlichen vergleichbar. Es gibt also Vorstand und verschiedene Organe die rechenschaftspflichtig bzw. haftbar sind. Das Formular 990 ("Return of Organization Exempt From Income Tax"), das Aufschluss über die Finanzen gibt (inkl. der höchsten Gehälter und Fundraisingkosten), ist öffentlich zugänglich. Verschiedene sogenannte Watchdog Organizations haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Formulare im Internet zur Verfügung zu stellen. Ebenso überwachen sie auch die Aktivitäten von gemeinnützigen Kulturorganisationen kritisch und informieren die Öffentlichkeit, wenn sie Maßnahmen entdecken, die dem öffentlichen Interesse zuwiderlaufen. Detaillierte Berichte über die einzelnen Aktivitäten der Organisationen finden sich meist im Jahresbericht, der u.a. auf der Internetseite der Organisationen zu finden ist, sowie in Berichten der Förderer und Sponsoren. Die Berichte lesen sich immer besonders schön und selbst dem geübten Blick auf das Formular 990 bleiben tatsächliche finanzielle Aufwände und Zusammenhänge verborgen. Kulturmanagement Berater Drew McManus gibt jährlich Einblick in die Vergütungstrends von Orchestern, indem er nach Durchsicht der Formulare die Vergütungen von Musikdirektoren, Management und Konzertmeistern publiziert. Untereinander gehen die Institutionen erstaunlich offen miteinander um. Die League of American Orchestras, Interessensverband  der Amerikanischen Orchester, der ca. 800 Orchester vertritt, führt die Orchester geordnet nach Budget und Abteilung im monatlichen Telefonaustausch zusammen. Daran nehmen  z.B. alle Marketingdirektoren teil und tauschen sich über ihre aktuellen Abozahlen, Besucherbindungsmaßnahmen, Preisnachlässe usw. aus. Das gleiche Angebot gibt es für CEOs, sowie für Führungskräfte im Fundraising und Betriebsbüro.

Die enorme Transparenz der finanziellen Details, vor allen Dingen auch von Gehältern, mag deutschen Kulturinstitutionen etwas befremdlich erscheinen – ist für amerikanische Kulturbetriebe, die um private Spenden konkurrieren müssen, aber unerlässlich.