Montag, 19. August 2013

Kunstkrimis aus dem wahren Leben

Photo from flickr from you can count on me
Wer mir auf Twitter (@sonjaostendorf) folgt weiß, dass ich Sonntage gerne mit Kunstkrimis verbringe. Das Leben schreibt die besten und leider auch tragischsten Geschichten. Super sind die wahren Fälle, in denen es um Authentifizierung von Kunstwerken geht wie etwa in der Dokumentation Who The *$&% Is Jackson Pollock? Oder der Fall aus Kanada, in dem ein Mann vermeintlich einen Hopper auf eBay ersteigerte. Findige Laien gegen arrogante Experten – ein Klassiker.  Aktuell versuchen die Kunsträuber von Rotterdam unter in Aussichtstellung der Rückgabe der Kunstwerke, ihren Prozess von Rumänien nach Holland zu verlegen.

Wie ein Krimi in vielen Kapiteln werden uns seit Wochen die Nachrichten des angestrebten Ausverkaufs der Kunstwerke des  Detroit Institute of Arts häppchenweise serviert. Es gibt keinen Raub und noch sind keine Köpfe gefallen, aber die bankrotte Stadt bildet eine großartige Kulisse für das aktuelle Drama. Wir kennen die Bilder der leerstehenden Häuserblocks, die sich über Meilen hinziehen. Der Strom ist abgeschaltet, die Müllentsorgung ausgesetzt. Vielerorts ist die Stadt eine Geisterstadt. Szenen wie aus der Auftaktsequenz eines Krimis. Auch der Speckgürtel mit den Besserverdienenden ist dünner geworden. Trotzdem ist die Unterstützung für das Museum in der Bevölkerung groß. Erst 2012 einigten sich die Bürger auf eine Anhebung der Vermögenssteuer, um das Museum mit den Steuermehreinnahmen finanziell zu unterstützen. Das Gebäude und die Kunstwerke gehören der Stadt, auch wenn diese seit vielen Jahren kein Budget für das Museum zur Verfügung stellt. Seitdem die Stadt bankrott ist, fürchten Viele einen Ausverkauf der auf einige Milliarden geschätzten Sammlung, um Gläubiger zu bezahlen und die Pensionskassen zu füllen. Und tatsächlich heuerte der Insolvenzverwalter der Stadt vor einigen Wochen Experten des Auktionshauses Christie's an, um den Marktwert der Sammlung offiziell zu evaluieren. Es folgt Schachzug auf Schachzug mit beinahe unabsehbaren Managementaufgaben für das Museum und die Stadt. Auf beiden Seiten bringen sich Anwälte in Stellung, geschossen wird mit Worten. Es geht um Recht und Moral, um Perspektiven für die Stadt und das Überleben des Detroit Institute of Arts. Alles Themen für eine gute Kriminalgeschichte, die man leider nicht genießen kann, weil sie aus dem wahren Leben stammt.

Montag, 5. August 2013

3D-Technologie im Orchesterkonzert – Architectural Projection Mapping

photo by Heather Stengle
„Der Einsatz neuer Technologien schwappt derzeit wie eine Flutwelle über amerikanische Museen hinweg,“ schrieb ich in einem Blogbeitrag im April. Aber natürlich macht diese Flutwelle nicht vor anderen Sparten halt. Vor dem Hintergrund der NSA-Affäre habe ich gerade einen Artikel fertiggestellt, der beschreibt, welchen Nutzen amerikanische Orchester aus ihren gesammelten Verkaufs- und Besucherdaten ziehen. Der Artikel erscheint im Raabe Kulturmanagement Newsletter im Oktober.

Dass der Einsatz der neuen Technologien und Anwendungen hinter den Kulissen hilfreich ist, scheint unter Kulturmanagern unumstritten. Wieviel der neuen Technologien braucht es aber auf der Bühne oder in der Ausstellung? Diese Frage stellen sich Kulturmanager täglich. Alles scheint möglich: Es ist eine Gradwanderung zwischen Raum für Kontemplation und Engagement der Besucher.

Das Cincinnati Symphony Orchestra hat dieses Wochenende mit überwältigendem Erfolg das Projekt „Lumenocity“ vorgestellt. Während eines Open Air Konzertes im Park vor dem Konzerthaus wurde mit Hilfe des Architectural Projection Mapping eine 3D Lichtshow an die Fassade der historischen Music Hall projeziert. Den Soundtrack spielt das Orchester mit Musik aus Klassik, Film, Broadway und Americana. Die Modemarke Ralph Lauren inszenierte 2010 eine spektakuläre 3D Lichtshow auf der Fassade ihres Flagship Store in New York City, für den Orchesterbereich ist dies allerdings absolutes Neuland. Am ersten Konzertabend strömten statt der erwarteten 10.000 Besucher geschätzte 15.000 in den Park. Aufgrund des Erfolgs, der für viele Stunden auch die sozialen Netzwerke  und traditionellen lokalen Medien der Stadt dominierte, wird für den zweiten Abend ein weiterer Besucherrekord erwartet. Nach diesem Erfolg plant das Orchester mit dem Projekt „Lumenocity“ auf Tournee zu gehen. Dabei kann für jeden Konzertsaal eine individuelle Show zusammengestellt werden, die auf die jeweilige Architektur des Gebäudes abgestimmt ist.