Donnerstag, 12. August 2010

Publikumsbeteiligung im Museum

Autorin SOR, Erschienen im Newsletter "Kultur - Management - Politik", Raabe Verlag, Juni 2010

Im Februar 2008 ludt das Luce Foundation Center des Smithsonian American Art Museum Internetnutzer ein, mitzuentschieden, welche Gemälde in dem von Kunsthistorikern und anderen Wissenschaftlern häufig aufgesuchten und öffentlich zugänglichen Depot ausgestellt werden sollen. Dazu richteten die Angestellten des Museums die Flickr-Gruppe Fill the Gap ein, welche es den Nutzern ermöglicht, Kunstwerke für die Freiräume an den Wänden vorzuschlagen, die Bilder hinterlassen, die ausgeliehen oder restauriert werden.

Fill the Gap ist ein kleiner, aber möglicherweise wegweisender Schritt für die mächtige Smithsonian Institution, der eine Diskussion zur sich wandelnden Rolle der Kuratoren und dem Publikum der Web 2.0 Ära, der interakiven Internetnutzung, initiierte. Ende 2009 rief die Smithsonian Institution eine Initiative unter dem Namen Smithsonian Commons ins Leben. Innerhalb dieser Initiative werden Anwendungen und Lizenzverträge entwickelt, die Besuchern das Downloaden, Verteilen und Mischen von lizenzfreien Kunstwerken der Smithsonian Sammlung im Internet z.B. auf der eigenen Intenetseite oder in sozialen Netzwerken ermöglichen.

Während soziale Netzwerke im Internet neue Möglichkeiten für Benutzerteilnahme ermöglichen, können sie doch auch dazu beitragen, Falschinformationen oder fragwürdige Meinungen zu verbreiten und die Autorität von Kuratoren zu untergraben. Dies betrifft andere Kulturinstitutionen sowie Universitäten, Verlage und Zeitungen gleichermassen: Wie lassen sich institutionelle Grundsätze mit den neuen Möglichkeiten in den elektronischen Medien vereinbaren?

„Museen fürchten oftmals, die Kontrolle zu verlieren“, berichtet Nina Simon, Ausstellungsdesignerin, die ein Buch über Publikumsbeteiligung in Museen veröffentlichte. Wenn jeder etwas zur Sammlung beitragen kann, wie sollen Kuratoren und auch Besucher mit den potentiell endlosen Nutzer-generierten Inhalten umgehen?

Der Schlüssel wird sein, Besuchern ein Regelwerk zur Verfügung zu stellen, Kategorien und Themen, die von Kuratoren vorgegeben werden. Michael Edson, New-Media Director der Smithsonian Institution, sagt dazu, dass Besucherteilnahme nicht zwingend Kontrollverlust der Kuratoren bedeutet: „Ich denke, dass die Öffentlichkeit weiterhin den Autoritätsanspruch des Smithsonian respektiert, Autorität und Vertrauen werden Institutionen heutzutage jedoch anders zuerkannt - durch Transparenz, Tempo und Besucherorientierung.“

Letztendlich hängt die Viabilität von Internet-basierten Museumssammlungen von der Fähigkeit der Kuratoren ab, Technologien zu nutzen, die die Besucherteilnahme ermöglichen ohne die Urteilsfähigkeit der Kuratoren zu kompromittieren. „Es gibt einen Unterschied zwischen Macht und Expertise“, so Nina Simon. „Museen werden immer die Expertise haben, aber sollten die Macht teilen.“

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