Die gemeinnützige Serviceorganisation für Künstler und Kulturinstitutionen, Americans fort the Arts, veröffentlicht jedes Jahr den sogenannten Arts Index, das US-Kulturbarometer. In dem kürzlich erschienenen Bericht wurde der Stand der Kulturindustrie anhand von 83 Kriterien für das Jahr 2010 überprüft. Analysiert werden zum Beispiel finanzielle Stabilität, ausreichende Kapazitäten, Innovation, Teilnahme und die Wettbewerbsposition in der amerikanischen Gesellschaft.
Interessanterweise folgt die Kulturbranche dem nationalen Konjunkturzyklus. Nach zwei Jahren deutlichen Abschwungs während der Großen Rezession 2008-08 geht der Trend leicht aufwärts. Die Werte liegen jedoch weiterhin deutlich unter den Benchmarks vor der Rezession. Hier sind weitere gute und schlechte Neuigkeiten, welche die US-Kulturinstitutionen unbedingt zum Handeln zwingen:
- Zum ersten Mal seit 2003 steigen die Besucherzahlen. 32% der Erwachsenen besuchten die Darstellenden Künste (vorher 28%), 13% besuchten ein Museum (vorher 12%).
- Die Anzahl der Kulturinstitutionen ist 2010 auf 113.000 gestiegen. Damit stieg die Anzahl in der letzten Dekade um 49% von 76.000 auf 113.000 und liegt damit über dem allgemeinen Nonprofit-Organisation Wachstum von 32% von 1,2 auf 1,6 Millionen.
- Alarmierende 43% aller Kulturinstitutionen arbeiten mit einem operationellen Defizit und müssen am Ende des Finanzjahres Schulden machen oder in die Geldreserven greifen.
- Die Kulturinstitutionen beweisen sich weiterhin als Wegbereiter für Kreatives. Zwischen 2005 und 2010 gab es einen 14-prozentiegen Anstieg von Auftragswerken für Oper, Theater, Film und sinfonische Werke, was zu 1.025 Premieren in 2010 allein führte.
- Der Export von Kulturgütern (Filme, Malerei, Schmuck etc.) stieg um 12% von 56 auf 64 Milliarden USD. Die Kulturgüterimporte betragen nur 23 Milliarden USD, was zu einem satten Handelsüberschuss von 41 Milliarden USD führt.
- 24% der internationalen Besucher in den USA gehen ins Museum (2003 waren es 17%), 17% ein Theater oder ein Konzert (2003 waren es 12%).
- Die Kulturausgaben der Verbraucher halten sich seit 2002 stetig bei 150 Milliarden (z.B. Eintritt, Musikinstrumente). Da der Konsum aber insgesamt gestiegen ist, sinkt der Anteil am Gesamtkonsum von 1,88% im Jahr 2002 auf 1,45% im Jahr 2010.
- Arbeitsmarkt blieb für Künstler stabil. Die Zahl der selbstständigen Künstler steigt stetig.
- Während die Kulturerziehung in Kindergärten und Schulen weiterhin sinkt, wächst die Rate von Kulturabschlüssen an den Universitäten kontinuierlich von jährlich 75.000 im Jahr 2000 auf 688.000 im Jahr 2009. Dazu tragen eine große Anzahl von Senioren, die an die Uni zurückkehren, bei.
- Die Anzahl von Amerikanern, die aktiv an der Kultur teilnehmen bleibt relativ stabil. 19% aller Amerikaner besuchten in der letzten Dekade Kulturkurse. Die Anzahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter sank 2010 leicht.
- Technologische Entwicklungen führen einen Wandel in der Kulturnutzung herbei. Seit 2003 wurden über die Hälfte aller Plattenläden in den USA geschlossen. Der Download von Singles ist jedoch im gleichen Zeitraum um das Siebenfache auf mehr als eine Milliarde jährlich gestiegen. 2009 machten Digitale Formate 41% aller Musikverkäufe in den USA aus, 2008 waren es 34%, 2007 noch 25%.
- Spendengelder einwerben bleibt eine Herausforderung. Während sich die Spenden für die Kultur auf insgesamt 13,28 Milliarden USD vergrößerten, hat sich der Anteil an den gesamten Spendenvolumen von 4,9 auf 4,5% verringert. Wäre der Anteil mit 4,9% gleich geblieben, hätte das eine weitere Milliarde für die Kultur bedeutet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen