Autorin SOR, Erschienen im Newsletter "Kultur - Management - Politik", Raabe Verlag, März 2011
Die Mehrzahl der Kulturinstitutionen in den USA werden als privatwirtschaftliche Unternehmen (charitable corporations, Non-profit Organisationen) unter dem geltenden Gesellschaftsrecht der jeweiligen Bundesstaaten gegründet. Der Begriff Non-profit bezieht sich auf einen Geschäftsbetrieb, in dem die Eigentümer per Gesetz nicht an den Gewinnen beteiligt werden. Non-profit ist nicht gleichbedeutend mit der Absicht, keinen Gewinn zu erzielen. Im Gegenteil, den unternehmerischen Aktivitäten von gemeinnützigen Institutionen sind kaum Grenzen gesetzt. Im Unterschied zu For-profit Unternehmen können die Gewinne nur nicht an die Gesellschafter, sondern ausschliesslich zur Ausführung des gemeinnützigen Zwecks verwendet werden. Die Liste der kommerziellen Aktivitäten von US-Kulturorganisationen ist lang: Museumsshops, Cafés, Restaurants, Reisen, Versicherungen, Vermietung, Verkauf von gebrauchten Autos, Bingo und Auktionen sind nur einige Beispiele. Während in Deutschland der Staat das beisteuert, was Kartenverkauf, Spenden und Sponsoring nicht abdecken können, sichern kommerzielle Aktivitäten oftmals das Überleben von US-Kulturorganisationen. Zum Vergleich: In den letzten 20 Jahren ist die staatliche Foerderung z.B. von Museen im Durchschnitt von 40% auf 20% des Gesamtbudgets gesunken. Die wichtigste staatliche Unterstützung für US-Kulturorganisationen ist die Befreiung von der Einkommens- und Grundstückssteuer. Non-profit ist ein Steuerstatus, kein Geschäftsmodell. Es ist Kulturorganisationen möglich, For-profit Unternehmen unter der Non-profit Dachorganisation zu gründen. Dort werden kommerzielle Tätigkeiten durchgeführt, die nicht dem gemeinnützigen Zweck entsprechen. Die Erträge daraus, sind nicht steuerbefreit und müssen für den Non-profit Zweck verwendet werden. Die Gemeinnützigkeit einer Organisation gerät erst dann in Gefahr, wenn mehr als 50% der Erträge aus For-profit Geschäften stammen. Interessanterweise stellt kaum einer in den USA den Steuerstatus von Kulturorganisationen aufgrund deren wachsenden kommerziellen Tätigkeiten in Frage. Eine Diskussion ergab sich im letzten Wahljahr, als in einigen Staaten Besucherzahlen diskutiert wurden. Im Durschnitt nehmen nur 6% der Bevölkerung an live Sinfoniekonzerten teil, Tendenz sinkend. Rechtfertigt das den Status der Gemeinnützigkeit und die damit einhergehenden Steuerbefreiungen für Orchester?
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