Die Frage nach dem Vertrauen in kulturelle Institutionen ist im internationalen Kontext derzeit von zentraler Bedeutung. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Deutschland haben sich Museen dabei als besonders vertrauenswürdige Einrichtungen erwiesen. Im Rahmen des Annual Meetings der American Alliance of Museums (AAM) im Mai 2025 wurde Vertrauen als „Superpower“ der Museen hervorgehoben und mit proaktiven Strategien unterlegt, während eine aktuelle, deutschlandweite Studie des Instituts für Museumsforschung (SPK, 2024) die hohe gesellschaftliche Vertrauenswürdigkeit deutscher Museen empirisch bestätigt.
Die SPK-Studie weist nach, dass das Vertrauen in Museen nicht nur abstrakt vorhanden ist, sondern positiv mit der Besuchshäufigkeit korreliert. Interessant ist dabei insbesondere, dass auch Nicht-Besucher*innen Museen eine hohe Vertrauenswürdigkeit zuschreiben, was auf den besonderen Status dieser Einrichtungen als „neutrale Orte“ im gesellschaftlichen Diskurs verweist. Diese Neutralitätswahrnehmung fungiert als wesentliches Fundament des Vertrauens.
Demgegenüber adressierten die Debatten auf dem AAM Annual Meeting insbesondere Herausforderungen, die sich aus gesellschaftlicher Polarisierung, Forderungen nach Restitution und Diversitätsdebatten ergeben. Vertrauen wird dort als Ressource verstanden, die aktiv gepflegt und verteidigt werden muss – eine Haltung, die in Deutschland bislang weniger präventiv-strategisch verfolgt wird.
Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Fragmentierung erscheint das Vertrauen in Museen als demokratiestabilisierendes Element. Dieses Vertrauen darf jedoch nicht als statisch betrachtet werden. Vielmehr muss es als dynamisches Verhältnis verstanden werden, das sich im Spannungsfeld von Neutralitätsanspruch, gesellschaftlichen Erwartungen und institutioneller Praxis bewegt.
Für deutsche Kulturmanager*innen ergibt sich daraus eine klare Handlungsempfehlung: Vertrauen sollte als strategisches Handlungsfeld begriffen werden. Über die empirische Beobachtung hinaus sollten gezielte Strategien entwickelt werden, um Transparenz, Partizipation und wertebasiertes Handeln systematisch zu stärken. Es empfiehlt sich, die internationale Diskussion stärker zu rezipieren und eigene Positionierungen kritisch zu reflektieren, um Vertrauen als aktiv gestaltbares kulturelles Kapital zu sichern und auszubauen.