Wenn ich in meinen Kulturmarketing-Vorlesungen vor den
Studenten stehe und von dem „Kulturprodukt“ rede, geht ein Aufschrei durch die
Runde: Mit diesem Wort dürfe man die hehre Kunst, das Orchesterwerk, die
Ausstellung, das Theaterstück, nicht degradieren. Aber auch für die Kultur
gilt, dass es einen Markt mit Angebot und Nachfrage gibt. In diesem
Zusammenhang sind die Begriffe „Produkt“ oder „Dienstleistung“ als Marketing-Fachbegriff
zu verwenden.
Diesen Moment der Provokation nutze ich als Einstieg in die
Diskussion darüber, was die Kultur oder das Kulturprodukt von anderen Produkten
und Dienstleistungen unterscheidet. Dabei geht es um ideelle Werte aber auch
Produktentwicklung, in der sich die Kultur wesentlich von anderen Gütern und
Dienstleistungen unterscheidet, die eng an den Bedürfnissen des Konsumenten
entwickelt werden. Kultur entsteht um ihrer selbst willen. Auch ein Spielplan
wird im Vergleich zu anderen Branchen nur sehr entfernt an den Bedürfnissen der
Besucher entwickelt.
Was aber geschieht mit einem Kulturprodukt, wenn es losgelöst
von der komfortablen öffentlichen Finanzierung entsteht und wenn es nicht
möglichst vielen Besuchern gefallen muss? Gibt es dann genügend Kunden, die
sich für z.B. Neue Musik interessieren und die das Projekt unterstützen?
Ein Produkt durch Crowdfunding zu finanzieren, scheint der ultimative
Härtetest zu sein, ob das Produkt genügend Interesse generieren kann. Hier wird
mit harten Marketing- und Fundraising-Techniken gearbeitet. Es ist die Probe
auf´s Exempel, ob die Idee bestehen kann. Interessant scheint auch die Frage,
ob die Crowdfunding-Projekte inhaltlich anders ausgerichtet sind oder anders
präsentiert werden. So kann Crowdfunding unter Umständen ein geeignetes Mittel
sein, neue Ideen am Markt zu testen und es damit als Instrument der
Marktforschung zu nutzen.
Donnerstag, 23. Oktober 2014
Freitag, 10. Oktober 2014
Mitgliedschaften für eine neue Generation: Was junge Menschen motiviert
Die Millennials (18-32 Jahre) heisst es, kennen keine
Verbindlichkeiten: Sie sind zu jung für´s Abo, zu unverbindlich für
Mitgliedschaften. Ihnen eilt der Ruf voraus, ausschliesslich auf sich selbst
konzentriert zu sein. Das TIME Magazine betitelte sie als die "me me
me"- Generation, egozentrisch und, nach eigener Auffassung, zu allem
berechtigt.
Doch einem Bericht der Firma Blachbaud zu Folge gehören 60% dieser Generation in den USA zu den Spendern. Und da Mitgliedschaften oftmals die erste langfristige Bindung an eine gemeinnützige Organisation sind und häufig die Grundlage sind, auf der auch eine Spender-Beziehung aufgebaut werden kann, ist es wichtig, die Motivation der jungen Generation zu kennen.
Die Vorteile traditioneller Mitgliedschaften bestehen meist aus freiem Eintritt, Markenartikeln als Geschenk, kostenlosem Parken, Namensnennungen und Einladungen zu Sonderveranstaltungen. Diese extrinsischen Vorteile spielen interessanterweise bei den Millenials keine große Rolle. Vielmehr wird die junge Generation durch intrinsische Vorteile oder Belohnungen motiviert. Millennials wollen die Welt wirklich zu einem besseren Ort machen. Missions-orientierte Kommunikation hilft in diesem Zusammenhang, die dahingehenden Bemühungen der Non-Profits zu verdeutlichen. Solange die herkömmlichen Mitgliedschaften für die älteren Generationen (Generation X, Baby Boomers und Matures) funktionieren, sollten diese den entsprechenden Zielgruppen aber unbedingt weiter angeboten werden. Nur für die jüngere Generation müssen dann andere Angebote entwickelt und kommuniziert werden. Einstiegsmöglichkeit für langfristige Bindungen ist auch das Ehrenamt, an dem die Generation Y sehr interessiert ist. Allerdings suchen die jungen Leute nach anderen Aufgaben als die Generationen vor ihnen. Sie sind weniger an Arbeit in Gremien interessiert als vielmehr daran, an der Seite der Angestellten zu arbeiten, Analysen anzufertigen und Empfehlungen auszusprechen, Aufgaben also, die sofortige Wirkung zeigen.
Die Millennials sind nicht nur schon heute Kunden (Besucher, Mitglieder und Spender), sie sind zahlenmäßig auch die größte Generation in der Geschichte der Menschheit.
Doch einem Bericht der Firma Blachbaud zu Folge gehören 60% dieser Generation in den USA zu den Spendern. Und da Mitgliedschaften oftmals die erste langfristige Bindung an eine gemeinnützige Organisation sind und häufig die Grundlage sind, auf der auch eine Spender-Beziehung aufgebaut werden kann, ist es wichtig, die Motivation der jungen Generation zu kennen.
Die Vorteile traditioneller Mitgliedschaften bestehen meist aus freiem Eintritt, Markenartikeln als Geschenk, kostenlosem Parken, Namensnennungen und Einladungen zu Sonderveranstaltungen. Diese extrinsischen Vorteile spielen interessanterweise bei den Millenials keine große Rolle. Vielmehr wird die junge Generation durch intrinsische Vorteile oder Belohnungen motiviert. Millennials wollen die Welt wirklich zu einem besseren Ort machen. Missions-orientierte Kommunikation hilft in diesem Zusammenhang, die dahingehenden Bemühungen der Non-Profits zu verdeutlichen. Solange die herkömmlichen Mitgliedschaften für die älteren Generationen (Generation X, Baby Boomers und Matures) funktionieren, sollten diese den entsprechenden Zielgruppen aber unbedingt weiter angeboten werden. Nur für die jüngere Generation müssen dann andere Angebote entwickelt und kommuniziert werden. Einstiegsmöglichkeit für langfristige Bindungen ist auch das Ehrenamt, an dem die Generation Y sehr interessiert ist. Allerdings suchen die jungen Leute nach anderen Aufgaben als die Generationen vor ihnen. Sie sind weniger an Arbeit in Gremien interessiert als vielmehr daran, an der Seite der Angestellten zu arbeiten, Analysen anzufertigen und Empfehlungen auszusprechen, Aufgaben also, die sofortige Wirkung zeigen.
Die Millennials sind nicht nur schon heute Kunden (Besucher, Mitglieder und Spender), sie sind zahlenmäßig auch die größte Generation in der Geschichte der Menschheit.
Dienstag, 9. September 2014
Top-Vergütung bei US-Orchestern
Sie ist wieder da: Die jährliche Auflistung was
Konzertmeister, Musikdirektoren (Dirigenten) und Geschäftsführer bei den 60
größten US-Orchestern verdient haben. Drew McManus hat sich die Mühe gemacht,
die Steuererklärungen der Orchester des Geschäftsjahres 2011/2012 durchzugehen
(diese Information der gemeinnützigen Orchester ist öffentlich einsehbar) und
die Ergebnisse auf seinem Blog Adaptistration
veröffentlicht. Demnach verdient ein Geschäftsführer im Durchschnitt $265.000,
ein Musikdirektor $517.000 und ein Konzertmeister $219.000. Kurz gesagt, die
Summen sind aus europäischer Perspektive unfassbar groß!
Bei einem Durchschnittsbudget von $20.000.000 sind es 5% des Gesamtbudget, die für die Vergütung dieser drei Positionen veranschlagt werden. Aber halt, nicht zu schnell urteilen! Auch die Orchestermusiker verdienen im Vergleich zu Ihren europäischen Kollegen sehr viel Geld. Legendär ist auch der Verdienst einiger anderer Mitarbeiter im Orchesterbetrieb, die gewerkschaftlich organisiert sind, wie z.B. die Orchesterwarte.
Erstaunlich an diesen Vergütungen ist auch, dass sie seit Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer großen Finanz- und Sinnkrise der US-Orchester, von der auch auf diesem Blog oft berichtet wurde. Aber die Orchester finanzieren sich zum größten Teil durch Spenden und werden mit Ausnahme der Steuerbefreiung vom Staat minimal unterstützt.
Über hundert Jahre hat sich in den USA ein Finanzierungssystem für die Orchester etabliert, das im wesentlichen auf privater Unterstützung basiert. Zwar meldeten sich in den letzten Jahren einige Philantropen zu Wort, die wie Bill Gates die mäzenatische Unterstützung der elitären Hochkultur verurteilen, dennoch haben private Spender die Orchester einigermaßen sicher durch die Finanzkrise getragen. Und nachdem die im Nachklang des Börsencrashs von 2008 akute finanzielle Krise für die meisten Orchester ausgestanden ist, gibt es derzeit keine Anzeichen, dass sich das Lohnniveau der Orchestermusiker und Mitarbeiter in der Führungsriege in absehbarer Zeit deutlich verändern wird.
Bei einem Durchschnittsbudget von $20.000.000 sind es 5% des Gesamtbudget, die für die Vergütung dieser drei Positionen veranschlagt werden. Aber halt, nicht zu schnell urteilen! Auch die Orchestermusiker verdienen im Vergleich zu Ihren europäischen Kollegen sehr viel Geld. Legendär ist auch der Verdienst einiger anderer Mitarbeiter im Orchesterbetrieb, die gewerkschaftlich organisiert sind, wie z.B. die Orchesterwarte.
Erstaunlich an diesen Vergütungen ist auch, dass sie seit Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer großen Finanz- und Sinnkrise der US-Orchester, von der auch auf diesem Blog oft berichtet wurde. Aber die Orchester finanzieren sich zum größten Teil durch Spenden und werden mit Ausnahme der Steuerbefreiung vom Staat minimal unterstützt.
Über hundert Jahre hat sich in den USA ein Finanzierungssystem für die Orchester etabliert, das im wesentlichen auf privater Unterstützung basiert. Zwar meldeten sich in den letzten Jahren einige Philantropen zu Wort, die wie Bill Gates die mäzenatische Unterstützung der elitären Hochkultur verurteilen, dennoch haben private Spender die Orchester einigermaßen sicher durch die Finanzkrise getragen. Und nachdem die im Nachklang des Börsencrashs von 2008 akute finanzielle Krise für die meisten Orchester ausgestanden ist, gibt es derzeit keine Anzeichen, dass sich das Lohnniveau der Orchestermusiker und Mitarbeiter in der Führungsriege in absehbarer Zeit deutlich verändern wird.
Montag, 1. September 2014
Gegenwart und Zukunft von Crowd-Projekten im US-Kulturmanagement
Crowdsourcing, crowdfunding, virtual volunteering, gaming
– nachdem die großen amerikanischen Kulturinstitutionen Pionierarbeit geleistet
haben, ziehen inzwischen viele mittlere und kleine Institutionen mit
interessanten Projekten nach. Die Crowd-Projekte scheinen im Jahr 2014 fester
Bestandteil des PR-, Marketing- und Fundraising-Massnahmen-Katalogs von
Kulturbetrieben geworden zu sein.
Das aktuell interessanteste Crowd-Projekt kommt wieder
einmal von der New York Public Library (NYPL). Nachdem das
Crowdsourcing-Projekt "What´s on the Menu“, bei der die digitale Öffentlichkeit
(Crowd) bei der Transkription von historischen Speisekarten mithelfen konnte,
die Massen zur Teilnahme mobilisierte und sensationell schnell abgeschlossen
werden konnte, folgt das neue Projekt "Building Inspector"."
Kill Time. Make History" (Zeit totschlagen. Geschichte schreiben) lautet
der Untertitel: Spielend Augaben lösen und dabei Gutes tun. Tausende
historische Karten wurden von der NYPL
digitalisert und können nun im im Netz von der Crowd, die hier zu
virtuellen Ehrenamtlichen wird, korrigiert werden. Zukunftsweisend ist dieses Projekt durch die
Verbindung verschiedener digitaler Massnahmen wie Crowdsourcing, Virtual
Volunteering und Gaming und dem spielerischen Charakter. Die
"Spieler" können ganz ohne professionelles Vorwissen Grundrisse
überprüfen und korrigieren, Adressen eingeben oder Farben kategorisieren. Sie
können ihren Spielstand verfolgen und sich mit anderen Spielern messen.
Schauen Sie mal vorbei! Das Projekt ist für uns
Kulturmanager inhaltlich, aber auch vom Aufbau und Interaktionspotential
interessant. Lassen Sie sich auf ein kurzes Spielchen ein. Dann haben Sie heute
als virtueller Ehrenamtlicher spielend Ihre gute Tat vollbracht.
buildinginspector.nypl.org
Samstag, 30. August 2014
Museumstrends 2014
Das dominierende Thema des Jahres 2013 im
Museumsmanagement war Technologie und die Fragestellung, wie die neuesten Geräte
und Anwendungen sinnvoll in den Museumsbesuch integriert werden können. Dieses
Thema scheint sich auch im Jahr 2014 fortzusetzen. Elizabeth Merritt vom Center
for the Future of Museums identifizierte folgende aktuelle Trends, die ich hier
kurz kommentiere:
Synästhesie
Dabei handelt es sich sowohl um Technologien, die das Erfassen und Teilen der fünf Sinne ermöglichen, als auch um die Integration von multisensorischen Elementen in das traditionelle Museumserlebnis.
Big Data
Das Sammeln und Auswerten von digitalen Kundendaten wird nicht nur im Marketing genutzt. Es kann auch ein Steuerungsinstrument sein, den Betrieb sowie Wirkung und Nutzen des Museums zu optimieren.
Privatsphäre
Gleichzeitig findet eine für die USA neue Sensibilisierung im Umgang mit Daten statt. Erst kürzlich wurde ein $100 Mio. Projekt (inBloom) eingestellt, weil das Speichern von Schülerdaten nicht mehr auf die Unterstützung der Eltern traf.
Sharing Economy
Sharing Econcomy
Carsharing ist auch in Deutschland ganz groß. In den USA hat sich der Trend des kollaborativen Verbrauchs von Ressourcen auch auf andere Industrien wie das Mieten von Privatunterkünften oder Dogsitting ausgeweitet. Ob dieser Wirtschaftstrend auch für Museen eine Rolle spielt, wird sich im Laufe des Jahres zeigen.
Roboter
Roboter als Konservatoren, Schülerausflug-Begleiter oder Dolmetscher: das alles gibt es schon in amerikanischen Museen. Dieser Trend bleibt bestehen, denn regelmäßig gibt es Berichte über den innovativen Einsatz weiterer Roboter im Museum.
For Profit For Good
Ein neue Generation junger Unternehmer verbindet Geschäft mit Gemeinnützigkeit. Der Trend ist noch nicht im Museumsbereich angekommen, aber ein For Profit Museumsbetrieb, der wie herkömmliche Museen gemeinnützige Ziele verfolgt, könnte wegweisend sein.
Synästhesie
Dabei handelt es sich sowohl um Technologien, die das Erfassen und Teilen der fünf Sinne ermöglichen, als auch um die Integration von multisensorischen Elementen in das traditionelle Museumserlebnis.
Big Data
Das Sammeln und Auswerten von digitalen Kundendaten wird nicht nur im Marketing genutzt. Es kann auch ein Steuerungsinstrument sein, den Betrieb sowie Wirkung und Nutzen des Museums zu optimieren.
Privatsphäre
Gleichzeitig findet eine für die USA neue Sensibilisierung im Umgang mit Daten statt. Erst kürzlich wurde ein $100 Mio. Projekt (inBloom) eingestellt, weil das Speichern von Schülerdaten nicht mehr auf die Unterstützung der Eltern traf.
Sharing Economy
Sharing Econcomy
Carsharing ist auch in Deutschland ganz groß. In den USA hat sich der Trend des kollaborativen Verbrauchs von Ressourcen auch auf andere Industrien wie das Mieten von Privatunterkünften oder Dogsitting ausgeweitet. Ob dieser Wirtschaftstrend auch für Museen eine Rolle spielt, wird sich im Laufe des Jahres zeigen.
Roboter
Roboter als Konservatoren, Schülerausflug-Begleiter oder Dolmetscher: das alles gibt es schon in amerikanischen Museen. Dieser Trend bleibt bestehen, denn regelmäßig gibt es Berichte über den innovativen Einsatz weiterer Roboter im Museum.
For Profit For Good
Ein neue Generation junger Unternehmer verbindet Geschäft mit Gemeinnützigkeit. Der Trend ist noch nicht im Museumsbereich angekommen, aber ein For Profit Museumsbetrieb, der wie herkömmliche Museen gemeinnützige Ziele verfolgt, könnte wegweisend sein.
Mittwoch, 25. Juni 2014
Abgesang auf die klassische Musik
„Brünnhilde has packed her bags and moved to Boca Raton.”
In regelmäßigen Abständen wird in den amerikanischen Medien der endgültige Tod der klassischen Musik vorher gesagt. Diesmal war es das Slate Magazine, das eine kommentierte Datensammlung des rückläufigen klassischen Musikmarktes veröffentlichte: „Requiem. Classical music in America is dead.“Das empörte Echo der Kulturschaffenden auf eine solchen Artikel ist jedes mal groß. Ausserhalb der Branche wird die Diskussion jedoch kaum wahrgenommen.
Zusammengefasst sind die uns Kulturmanagern bekannten Argumente aufgeführt: Operninszenierungen werden immer teurer, das Publikum ist alt und weiß (Amerika ist jung und bunt), Rückgang der Kulturerziehung, fortschreitende Technologisierung, das Problem der Konzertrituale usw. Wir haben es schon oft gehört. Die CD Verkäufe klassischer Musik haben sich nicht erholt, das auf Spenden basierende Geschäftsmodell der Orchester läuft nicht mehr, klassische Radiostationen gehen pleite, es gibt immer weniger Musikkritiker. Das Umfeld für einen florierenden (klassischen) Musikmarkt bricht weg.
Unter den vielen Reaktionen, die zu diesem Artikel geschrieben wurden und die alle eine Widerlegung der Fakten versuchen, welche sich ebenfalls von Mal zu Mal wiederholt, waren diesmal zwei Reaktionen, die herausstanden:
Der New Yorker veröffentlichte als Antwort unter dem Titel „The Fat Lady Is Still Singing“ eine Zeitleiste, die beginnend im Jahr 1324 über die Jahrhunderte die Todesstöße der klassischen Musik auflistet. Mal sind Monteverdi oder Debussy, die neuen Instrumente wie die Violine oder das Klavier, neue Notationen, neue Technologien (Grammophone, CD, YouTube) und immer wieder das fehlende Geld am Untergang der klassischen Musik Schuld. Kaum zu glauben, dass es sie trotzdem noch gibt, die wieder und wieder totgesagte klassische Musik!
Die League of American Orchestras widmete dem Thema als Antwort auf den Slate Artikel eine gesamte Internetseite, die die Frage „http://www.isclassicalmusicdead.com/“ ein für alle Mal beantworten soll. Dies ist mit Sicherheit die humorvollste Reaktion auf die besagte Krise. Schauen Sie mal rein!
In regelmäßigen Abständen wird in den amerikanischen Medien der endgültige Tod der klassischen Musik vorher gesagt. Diesmal war es das Slate Magazine, das eine kommentierte Datensammlung des rückläufigen klassischen Musikmarktes veröffentlichte: „Requiem. Classical music in America is dead.“Das empörte Echo der Kulturschaffenden auf eine solchen Artikel ist jedes mal groß. Ausserhalb der Branche wird die Diskussion jedoch kaum wahrgenommen.
Zusammengefasst sind die uns Kulturmanagern bekannten Argumente aufgeführt: Operninszenierungen werden immer teurer, das Publikum ist alt und weiß (Amerika ist jung und bunt), Rückgang der Kulturerziehung, fortschreitende Technologisierung, das Problem der Konzertrituale usw. Wir haben es schon oft gehört. Die CD Verkäufe klassischer Musik haben sich nicht erholt, das auf Spenden basierende Geschäftsmodell der Orchester läuft nicht mehr, klassische Radiostationen gehen pleite, es gibt immer weniger Musikkritiker. Das Umfeld für einen florierenden (klassischen) Musikmarkt bricht weg.
Unter den vielen Reaktionen, die zu diesem Artikel geschrieben wurden und die alle eine Widerlegung der Fakten versuchen, welche sich ebenfalls von Mal zu Mal wiederholt, waren diesmal zwei Reaktionen, die herausstanden:
Der New Yorker veröffentlichte als Antwort unter dem Titel „The Fat Lady Is Still Singing“ eine Zeitleiste, die beginnend im Jahr 1324 über die Jahrhunderte die Todesstöße der klassischen Musik auflistet. Mal sind Monteverdi oder Debussy, die neuen Instrumente wie die Violine oder das Klavier, neue Notationen, neue Technologien (Grammophone, CD, YouTube) und immer wieder das fehlende Geld am Untergang der klassischen Musik Schuld. Kaum zu glauben, dass es sie trotzdem noch gibt, die wieder und wieder totgesagte klassische Musik!
Die League of American Orchestras widmete dem Thema als Antwort auf den Slate Artikel eine gesamte Internetseite, die die Frage „http://www.isclassicalmusicdead.com/“ ein für alle Mal beantworten soll. Dies ist mit Sicherheit die humorvollste Reaktion auf die besagte Krise. Schauen Sie mal rein!
Dienstag, 17. Juni 2014
Altruismus im digitalen Zeitalter
Der Spendenmarathon zum Jahresende liegt gerade hinter uns,
aber mental bereiten sich die Fundraiser bereits auf die nächste Saison vor.
Dabei spielt das Internet eine immer wichtigere Rolle. In Deutschland und den
USA ist seit Jahren zu beobachten, dass die Transaktionen über das Internet
stetig steigen. Das gilt für den kommerziellen Verkehr, aber auch für
Internet-Spenden. Am sogenannten Cyber Monday wurden in der US-Weihnachtssaison
2013 neue Verkaufsrekorde aufgestellt. Auf Cyber Monday folgt Giving Tuesday
und eine zunehmend größere Zahl Menschen nutzt diesen Tag auch für Spenden über
das Internet.
Das Internet ermöglicht neue Wege für Altruismus, den Digitalen Altruismus, also jenen Altruismus, der durch digitale Techniken unterstützt wird. Dabei kann es sich um Spenden aber auch den Aufbau von Internetseiten für Nonprofits oder Plattformen für gemeinschaftliche (Public-Private-Partnership) Projekte handeln.
Nicht jeder muss seine Spenden-Plattform im Internet selber programmieren. Die Causes Applikation von Facebook ist ein einfaches Vehikel für gemeinnützige Organisationen, ein Profil einzurichten, sich mit Spendern zu vernetzen und Spenden zu sammeln. Eine weiteres Beispiel einer Social App, die auf dem Prinzip des Altruismus basiert, ist die App Impossible. Hier kann man Wünsche posten und erfüllen. Und anstatt dem "Like" (Gefällt Mir) Button gibt es dort den "Thank You“ Button.
Es wird viel über die negativen Erscheinungen wie Netz-Mobbing und Netz-Kriminalität geschrieben. Digitaler Altruismus ist eine der positiven Entwicklungen im Internet, an der es sich lohnt institutionell und privat, teilzunehmen.
Das Internet ermöglicht neue Wege für Altruismus, den Digitalen Altruismus, also jenen Altruismus, der durch digitale Techniken unterstützt wird. Dabei kann es sich um Spenden aber auch den Aufbau von Internetseiten für Nonprofits oder Plattformen für gemeinschaftliche (Public-Private-Partnership) Projekte handeln.
Nicht jeder muss seine Spenden-Plattform im Internet selber programmieren. Die Causes Applikation von Facebook ist ein einfaches Vehikel für gemeinnützige Organisationen, ein Profil einzurichten, sich mit Spendern zu vernetzen und Spenden zu sammeln. Eine weiteres Beispiel einer Social App, die auf dem Prinzip des Altruismus basiert, ist die App Impossible. Hier kann man Wünsche posten und erfüllen. Und anstatt dem "Like" (Gefällt Mir) Button gibt es dort den "Thank You“ Button.
Es wird viel über die negativen Erscheinungen wie Netz-Mobbing und Netz-Kriminalität geschrieben. Digitaler Altruismus ist eine der positiven Entwicklungen im Internet, an der es sich lohnt institutionell und privat, teilzunehmen.
Dienstag, 21. Januar 2014
Ethische Grundsätze für unbezahlte Praktika
Ähnlich wie in Deutschland leben auch in den USA ganze
Branchen wie Medien, Kultur und Film maßgeblich von der Mitarbeit unbezahlter
Praktikanten. Die Diskussion um einen Mindestlohn auch für Praktikanten gibt es
in den USA nicht. Doch ist auch dort der Begriff "Generation Praktikum“
(Internship Generation) ein stehender Begriff.
Es waren goldene Zeiten, als ich Anfang der 2000er im Rahmen meines Praktikums am Art Institute of Chicago Kost und Logis gestellt bekam. Mein Praktikum in Dresden wurde durch ein Stipendium bezahlt und aus dem einzigen unbezahlten Praktikum, das ich jemals machte, ergab sich eine Festanstellung. Ganz anders verhielt es sich bei den Praktikanten, die ich dann im Laufe meiner beruflichen Laufbahn selber betreute: Bezahlt wurde nirgendwo, selten gab es Jobbeschreibungen oder Feedback für Praktikanten und der freie Besuch von Konzerten musste als Belohnung ausreichen. Die Jobbeschreibung, Teilnahme an den Meetings meines Teams, wöchentliches Feedback und das Abschlussgespräch wurden feste Bestandteile meines Praktikumsprogramms. Für Praktikanten, die über einen längeren Zeitraum mitarbeiteten, habe ich Gespräche mit Führungskräften der anderen Abteilungen eingerichtet, um ein Verständnis für die gesamte Organisation zu vermitteln. Das ist insbesondere für angehende Kulturmanager interessant, die für die Mitarbeit in künstlerischen als auch kaufmännischen Abteilungen ausgebildet werden.
Michelle Millar Fisher, ehemals Manager Internship Program des Guggenheim Museums, hat ein Praktikumsprogramm für die vielen Praktikanten erarbeitet, die jährlich unbezahlte Jobs am Guggenheim Museum ableisten. Dazu gehören das systematische bereitstellen von Netzwerken, wöchentliche Seminare und Führungskräfte, die sich als Mentoren der Praktikanten verstehen. Aus ihren Erfahrungen im Museumsbetrieb und jetzt als Dozentin an der Universität hat Michelle drei Grundsätze entwickelt, die sie als Museum Internship Ethics Charter vorschlägt:
Es waren goldene Zeiten, als ich Anfang der 2000er im Rahmen meines Praktikums am Art Institute of Chicago Kost und Logis gestellt bekam. Mein Praktikum in Dresden wurde durch ein Stipendium bezahlt und aus dem einzigen unbezahlten Praktikum, das ich jemals machte, ergab sich eine Festanstellung. Ganz anders verhielt es sich bei den Praktikanten, die ich dann im Laufe meiner beruflichen Laufbahn selber betreute: Bezahlt wurde nirgendwo, selten gab es Jobbeschreibungen oder Feedback für Praktikanten und der freie Besuch von Konzerten musste als Belohnung ausreichen. Die Jobbeschreibung, Teilnahme an den Meetings meines Teams, wöchentliches Feedback und das Abschlussgespräch wurden feste Bestandteile meines Praktikumsprogramms. Für Praktikanten, die über einen längeren Zeitraum mitarbeiteten, habe ich Gespräche mit Führungskräften der anderen Abteilungen eingerichtet, um ein Verständnis für die gesamte Organisation zu vermitteln. Das ist insbesondere für angehende Kulturmanager interessant, die für die Mitarbeit in künstlerischen als auch kaufmännischen Abteilungen ausgebildet werden.
Michelle Millar Fisher, ehemals Manager Internship Program des Guggenheim Museums, hat ein Praktikumsprogramm für die vielen Praktikanten erarbeitet, die jährlich unbezahlte Jobs am Guggenheim Museum ableisten. Dazu gehören das systematische bereitstellen von Netzwerken, wöchentliche Seminare und Führungskräfte, die sich als Mentoren der Praktikanten verstehen. Aus ihren Erfahrungen im Museumsbetrieb und jetzt als Dozentin an der Universität hat Michelle drei Grundsätze entwickelt, die sie als Museum Internship Ethics Charter vorschlägt:
1.
Praktikanten sollen mit einem Stipendium bezahlt
werden.
2.
Zu Beginn des Praktikums müssen schriftliche
Erwartungen an den Praktikanten ausgehändigt werden.
3.
Das Praktikum wird durch ein persönliches
Feedback vom Praktikumsleiter beendet.
Es wäre wünschenswert, dass sich die Kulturbranche diesseits
und jenseits des Atlantiks auf diese Minimalanforderungen für Praktikumsgeber
einlässt. Verhältnismäßig geringe Kosten und Zeitaufwand zahlen sich als
Investition in motivierte Praktikanten und künftige Arbeitnehmer schnell aus.
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