Sonntag, 27. Juni 2021

Resilient Together

 „The ability to recover from difficulties, to learn from mistakes and in doing so find enrichment.” So interpretiert Laura Lott (President & CEO AAM), den Begriff Resilienz als Leitgedanken für das Jahrestreffen 2021 der American Museum Alliance.

Im letzten Jahr wurde das virtuelle Treffen von dem Tode George Floyds überschattet und in diesem Jahr fiel die Konferenz mit dem 1. Todestag zusammen. Die Rassenproteste, die dem durch Polizeigewalt zu Tode gekommenen Afroamerikaner folgten, dominierten trotz Pandemie das gesamte Jahr die Diskussionen in amerikanischen Kulturforen. Nach meinem Eindruck erschütterte dieses Thema die Museumsbranche dort tiefer in ihren Grundfesten, als die Auswirkungen der Pandemie auf den Betrieb und das Überleben der Museen.

Immerhin, zu Beginn der Pandemie waren 33% aller US-amerikanischen Museen von der dauerhaften Schießung bedroht. Und da es für Museen in den USA vergleichsweise sehr geringe staatliche Unterstützung gibt, kam es zu einer nie da gewesenen Einflussnahme auf die Politikgestaltung stellvertretend für das kollektive Interesse von allen Engagierten in der Museumsbranche. Dies geschah mit großem Erfolg: Die Museen erhielten Bundesfinanzhilfe z.B. durch das Paycheck Protection Program und die Shuttered Venues Operating Grants. Zum Ende der Pandemie in den USA sind "nur" noch 15% der Museen von akuten Schließungen bedroht. Damit dieser Überzeugungsakt auf Bundesebene gelang, mussten Museumsmanager trotz ihrer eigenen Schwierigkeiten die neuen und dringenden Bedürfnisse ihrer communities erkennen und bedienen: Die Bereitstellung von Räumen und Ressourcen für Fernunterricht, Spenden von Kreativmaterial, Versorgung von Hungernden und Impfzentrum werden. So wurden Museen als wesentliches Element der kommunalen Infrastruktur anerkannt und bekamen Staatshilfen.

Als Kulturmanager:innen sehen wir die Kulturarbeit selbstverständlich als Teil dieser Infrastruktur. Aber nicht bevor die amerikanischen Museen grundlegende Fragen beantworten konnten, wurden sie auch von außen so wahrgenommen. Einige dieser Fragen formulierte Priya Parka (Beraterin und Autorin) unter dem Eindruck der Pandemie und Rassenproteste des letzten Jahres in ihrer Einführung zur AAM Konferenz folgendermaßen:

Was sind Museen? Was machen wir eigentlich? Wer sind wir? Für wen sind wir? Wofür ist ein Museum? Für wen ist das Museum zuerst? Was ist die Aufgabe von Kunst? Warum kreieren wir die Museumserfahrung so? Welche Art von Erfahrung versuchen wir den Menschen, die durch unsere Tür kommen, zu vermitteln? Warum machen wir das?

Was haben wir in den letzten 15 Monaten gelernt? Was schafft sinnvolle Verbindungen? Was schafft Inklusion? Was schafft Transformation? Wen haben wir unbewusst ausgelassen?

Haben Sie eine dieser Fragen in den letzten 15 Monaten neu beantwortet? Wenn wir uns diesen Fragen kollektiv widmen, haben wir die Chance, das Implizite explizit zu machen und der Relevanz von Kulturinstitutionen neue Bedeutung und neue Richtung zu geben.

Um mit den Worten von Laura Lott zu schließen: „Museen (Kulturinstitutionen und Künstler gleichermaßen) haben die Chance, führend beim Wiederaufbau (nach der Pandemie) zu sein, ein Versprechen für (gemeinschaftlichen) Aufschwung und Katalysatoren für die Neugestaltung unserer communities zu werden, um diese stärker als je zuvor zu machen.“

Literatur-Tipp: Priya Parker: The Art of Gathering: How We Meet And Why It Matters, Riverhead, 2018