Bereits bestehende Strukturschwächen führten dazu, dass
der Kultursektor vergleichsweise schlecht aufgestellt von der Finanzkrise überrascht
wurde. Ein Grund war die chronische Unterfinanzierung der Kulturbetriebe. Die
Mehrheit der Kulturbetriebe schaffte es jedes Jahr gerade eben so, einen
ausgeglichenen Haushalt vorzuweisen. Bei vielen Institutionen machen Spenden
einen Großteil der Einnahmen aus. Spenden zu machen, die nicht direkt
verwendet werden, sondern in Rücklagen fließen, ist aber bei Spendern äußerst
unbeliebt. Als Einnahmen und Spenden für die Kulturbetriebe wegfielen, gab es
in vielen Häusern keinen Plan B.
Auch der Besucherwandel, durch den demographischen Wandel
und verändertes Konsumverhalten bedingt, setzte bereits Jahre vor der Großen
Rezession ein, eine sichere Methode aber, um die Auswirkungen der sinkenden
Abonnements aufzufangen, gibt es bis heute nicht. Die Lösungsansätze bleiben
bis heute individuell und verlangen viel Flexibilität und Kreativität von
Besuchern und Mitarbeitern gleichermaßen.
Unterbezahlte oder unbezahlte Arbeitskräfte sind auch in
amerikanischen Kulturbetrieben weit verbreitet. Trotzdem wurde versucht zu sparen,
wo es geht, am meisten an Marketing und Fundraising Personal. Leider zeigte
sich sehr schnell, dass die amerikanischen Kulturbetriebe, die ihre Einnahmen
im wesentlichen aus Kartenverkauf und Spenden bestreiten, ohne diese
Kulturmanagement-Funktionen nur kurzfristig Überlebens fähig sind.
Aber die Krise erzwang auch kreative Lösungen. Dem
Besucherwandel wird mit Hilfe neuer Technologien und Vermittlungen begegnet:
Dazu gehören z.B. die Gestaltung interaktiver Kulturerlebnisse und
Kommunikation oder Teilnahme via Social Media.
Nachdem es große Einschnitte im Marketing während der
Rezession gab, ist ein neuer Schwerpunkt die Besucherentwicklung. Viele
Betriebe haben neue Strategien entwickelt, Publikum zu gewinnen und zu binden.
Und viele Organisationen haben sich auch der Frage nach ihrer Relevanz gestellt
und spielen eine aktive Rolle bei der Behebung sozialer Probleme in ihren Städten.
Um die Strukturschwächen zu lösen, sind neue
Businessmodelle entstanden. Einige Kulturbetriebe legen den Fokus auf mehr
Eigeneinnahmen, andere sind langfristige Partnerschaften mit geteilten Ressourcen
und Risiko eingegangen, wieder andere operieren ohne Non-Profit Status.
Trotzdem steht der Kultursektor weiterhin unsicher da. Ein
Großteil der Institutionen wirtschaftet weiterhin mit Defiziten. Der positiv
verzeichnete Zuwachs an Arbeitskräften im Kultursektor fand zunächst vor allem in
der Form von Teilzeitkräften statt. Die Finanzkrise bedingte auch eine
Sinnkrise und beides ist noch längst nicht abgeschlossen.