Dienstag, 16. Oktober 2012

Von der Vitrine zum Web 2.0. Ein deutsch-amerikanischer Vergleich.

Teil 1

Die letzten beiden Wochen habe ich im Rahmen der Dresdner Summer School 2012 mit 23 weiteren Geisteswissenschaftlern verbracht, um unter dem Titel "Von der Vitrine zum Web 2.0" über Digitalisierung am Beispiel von Sammlungen in Museen, Bibliotheken und Archiven in Deutschland zu diskutieren.

Im Vergleich zu den USA, wo ich als Direktorin des Westcott Houses 2007 den Schritt in die Digitalisierung (der Sammlung, von Ausstellungselementen und Social Media) eingeleitet hatte, liegt die Akzeptanz und Verbreitung insbesondere von digitaler Vermittlung in Deutschland deutlich zurück. Dafür scheint es meiner Ansicht nach zwei Gründe zugeben.

Deutschland ist das Land der Dichter und Denker. Auch bei der Dresdner Summer School ging es wesentlich um die philosophische Rechtfertigung des Themas. Walter Benjamins Aufsatz zum "Kunstwerk im Zeitalterseiner technischen Reproduzierbarkeit" von 1935-39 wurde in etwa 90% aller Vorträge angeführt. Darüber hinaus ist die Digitalisierung in Deutschland auch im privaten Bereich weniger fortgeschritten. Beispielsweise nutzen 30% aller Deutschen die Social Media Plattform facebook, in den USA sind es 55% der Bevölkerung. Grund genug, dass deutsche Kulturinstitutionen glauben, mit sozialen Medien nur einen kleinen Teil der Bevölkerung und insbesondere nicht ihr Stammpublikum zu erreichen. 2010 habe ich als Marketing Direktorin des Cincinnati Symphony Orchestra eine Besucherbefragung durchgeführt. Die meistgenutzte Internetseite war facebook. Das galt für alle Altersklassen von 18 – 75 Jahren. Der Ansatz der US-Amerikanischen Kulturwissenshaftler ist deutlich pragmatischer: Ein Grossteil der Bevölkerung nutzt Social Media und digitale Geräte zum Lernen? Dann müssen wir dort auch sein!

Welche Themen und Gedanken uns in den zwei Wochen beschäftigt haben, lässt sich auf dem Blog der Dresdner Summer School 2012 nachlesen.

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