Es waren goldene Zeiten, als ich Anfang der 2000er im Rahmen meines Praktikums am Art Institute of Chicago Kost und Logis gestellt bekam. Mein Praktikum in Dresden wurde durch ein Stipendium bezahlt und aus dem einzigen unbezahlten Praktikum, das ich jemals machte, ergab sich eine Festanstellung. Ganz anders verhielt es sich bei den Praktikanten, die ich dann im Laufe meiner beruflichen Laufbahn selber betreute: Bezahlt wurde nirgendwo, selten gab es Jobbeschreibungen oder Feedback für Praktikanten und der freie Besuch von Konzerten musste als Belohnung ausreichen. Die Jobbeschreibung, Teilnahme an den Meetings meines Teams, wöchentliches Feedback und das Abschlussgespräch wurden feste Bestandteile meines Praktikumsprogramms. Für Praktikanten, die über einen längeren Zeitraum mitarbeiteten, habe ich Gespräche mit Führungskräften der anderen Abteilungen eingerichtet, um ein Verständnis für die gesamte Organisation zu vermitteln. Das ist insbesondere für angehende Kulturmanager interessant, die für die Mitarbeit in künstlerischen als auch kaufmännischen Abteilungen ausgebildet werden.
Michelle Millar Fisher, ehemals Manager Internship Program des Guggenheim Museums, hat ein Praktikumsprogramm für die vielen Praktikanten erarbeitet, die jährlich unbezahlte Jobs am Guggenheim Museum ableisten. Dazu gehören das systematische bereitstellen von Netzwerken, wöchentliche Seminare und Führungskräfte, die sich als Mentoren der Praktikanten verstehen. Aus ihren Erfahrungen im Museumsbetrieb und jetzt als Dozentin an der Universität hat Michelle drei Grundsätze entwickelt, die sie als Museum Internship Ethics Charter vorschlägt:
1.
Praktikanten sollen mit einem Stipendium bezahlt
werden.
2.
Zu Beginn des Praktikums müssen schriftliche
Erwartungen an den Praktikanten ausgehändigt werden.
3.
Das Praktikum wird durch ein persönliches
Feedback vom Praktikumsleiter beendet.
Es wäre wünschenswert, dass sich die Kulturbranche diesseits
und jenseits des Atlantiks auf diese Minimalanforderungen für Praktikumsgeber
einlässt. Verhältnismäßig geringe Kosten und Zeitaufwand zahlen sich als
Investition in motivierte Praktikanten und künftige Arbeitnehmer schnell aus.