Der Einsatz neuer Technologien schwappt derzeit wie eine Flutwelle über amerikanische Museen hinweg. Den Einsatz von 3D-Druckern in der Museumspädagogik habe ich bereits beschrieben. In diesem Artikel geht es um die Nutzung digitaler Mitgliedsausweise im Museum.
Die digitalen Ausweise funktionieren wie Kundenkarten, die
wir z.B. auch aus deutschen Drogeriemärkten
oder Kaufhäusern kennen. Im Dallas Museum of Art (DMA), wo die Ausweise im
Januar 2013 eingeführt wurden, sind für alle, die einen Ausweis beantragen
Eintritt und eine einfache Mitgliedschaft frei. Durch Interaktion an
verschiedenen Punkten im Museum können Punkte gesammelt werden, die für eine
Reihe von Boni, z.B. freien Eintritt zu Sonderausstellungen bis hin zu einer
Übernachtung im Museum eingelöst werden können. Durch check-ins der Besucher
mittels digitaler Ausweise in verschiedenen Galerien können die Mitarbeiter
z.B. spontan Führungen anbieten, wenn sie feststellen, dass sich gerade
besonders viele Besucher an einem Ort aufhalten.
Für das Museum sind die vielen Daten interessant, die sich
durch dieses "check-in, tracking and interaction"-Model erheben
lassen. Das geht weit über Kontaktdaten (demographische Faktoren) hinaus und
ermöglicht eine detaillierte Analyse des Besucherverhaltens in der
Kommunikation und im Museum. Insbesondere die eingelösten Bonuspunkte geben
Aufschluss darauf, was Besucher wirklich motiviert.
Da das neue System erst im Januar eingeführt wurde, ist es
zu früh, festzustellen, welche Auswirkungen es auf die Vielfalt der Besucher,
langfristiges Engagement oder tatsächliche finanzielle Auswirkungen hat. Ein
großer Erfolg: 90% aller Besucher, die den digitalen Mitgliedsausweis
beantragen, sind bisher nicht in der Kundendatei erfasst. Der Rückschlag ist
bisher klein. Nur 9% der zahlenden Mitglieder tauschten ihre alte
Mitgliedschaft für die neue, freie Mitgliedschaft ein.
Das DMA vertraut darauf, das aufgrund der freien Teilnahme
am Besuchserlebnis das Geld an anderer Stelle im Museum ausgegeben wird. Vieles
von dem, was durch die Bonuspunkte erworben werden kann, kostet das Museum
nicht extra. Der Erfahrung nach bringen viele Mitglieder zu Sonderausstellungen
zahlende Gäste mit. Interessanterweise rechnete sich eine Mitgliedschaft für das
Museum erst ab einem Beitrag von $100. Die Kosten können aufgrund der
vornehmlich digitalen Kommunikation mit den neuen Mitgliedern erheblich gesenkt
werden. Und die vielen neuen Daten sind auch für die Interpretation im Hinblick
auf Spender und Sponsoren interessant.
Es geht bei diesem Mitgliedschaftsmodel darum, den Besuchern
klare Instruktionen und gutes Feedback zu geben. Zwei wichtige Punkte, die im
aktuellen Museumsbetrieb vernachlässigt werden. Die Daten, die gesammelt
werden, sind wichtiger als das Eintrittsgeld oder die einfache Mitgliedschaft. Die
Besucher zu einem Besuch und einfacher Interaktion im Museum zu bewegen (basic
level of engagement), steht im Vordergrund. Es geht um den Aufbau eines
Geschäftsmodells, in dem sich die Besucherbeziehungen langfristig rentieren im
Unterschied zu einem sofortigem Austausch von Geld für Waren und Dienste.